Berlin (ist auch eine Reise wert)
Mit Berlin verbindet mich so eine Art Haßliebe. Ja, Berlin ist hip und cool und architektonisch spannend und bietet eine Menge zu Bestaunen. Aber diese überbreiten Straßen, dieses wüste Regierungsviertel mit diesen unambitioniert angelegten Freiflächen, die Berliner Schnauze und die ganze Attitüde… Ach, wir werden einfach nicht so richtig warm miteinander.
Trotzdem waren wir aber am Wochenende in Berlin, weil ich nämlich zu Weihnachten ein Wochenende in Berlin geschenkt bekommen habe, um dort die erste Vivian Maier-Ausstellung in Deutschland zu besuchen. Sehenswert! So intensive Bilder, dass wir gleich zweimal drin waren, einmal Samstag, einmal Sonntag. Vivian muß eine “merkwürdige” Person gewesen sein. Wenn man den Film gesehen hat, dann kommen in ihrer Persönlichkeit schon leicht messi-hafte Züge rüber. Sie konnte sich scheinbar von nichts wirklich trennen, hat Tonnen von Quittungen, Zeitungen und Abholzetteln aufgehoben. Und so hat sie auch fotografiert. Als stünde sie unter dem Wahn, alles festhalten zu müssen. Über 110.000 Negative! In 40 Jahren (länger war ihre aktive Schaffensphase nicht oder zumindest nicht wesentlich) sind das ohne Pause mehr als 50 Bilder die Woche. Und dann nich die Filmerei auf Super 8 und 16… Und ein normales Leben als Kindermädchen hatte sie ja auch noch. Unglaublich. Aber ein wahnsinnig gutes Auge, insbesondere für die kleinen und großen Hässlichkeiten des Lebens. Mir gefallen am besten Ihre früheren Bilder aus New York und Chicago, die sie mit ihrer Rolleiflex gemacht hat.
Und daneben haben wir uns die Füße platt gelaufen zwischen Alexanderplatz, Potsdamer Platz, Brandenburger Tor und Kreuzberg. Ja, coole Stadt. Dort leben wollen? Nö… Nebenbei haben wir beide aber selber natürlich auch fotografiert. Ich hatte die Leica M6 und die Fuji X-Pro mit. Letztere auch zum ersten Mal. Schicke Bilder, aber die Kamera sammelt auch Staub ohne Ende. Konstruktionsbedingt, da kann sie nix für. Aber z.T. hatte ich Staubflocken drauf, die echt riesig waren, was halt schon nervt.
Nun denn, ein paar Bilder sind wirklich gut geworden. Der Berliner Fernsehturm direkt von unten, in Lightroom erst beschnitten, dann in schwarzweiß und schlußendlich in ein Negativ konvertiert. So kann man auch nachmittags um 5 Nachtaufnahmen machen. 😉
Die Filme aus der Leica muß ich noch entwickeln, das werde ich vermutlich bei einem Glas Rotwein heute abend mal machen.
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