Zeiss Ikon Ercona
Bei mir im Schrank steht seit längerem eine bislang noch nicht getestete Zeiss Ikon Ercona, die ziemlich baugleich zu sein scheint mit der Vorkriegs-Zeiss Ikonta C 521/2. Meine Kamera hat ein Novar Anastigmat f4.5 und stammt vermutlich aus den frühen 50er Jahren. Gebaut wurde sie in der ehemaligen DDR aus einer einzelnen Eisenbahnschiene – das gute Stück ist DDR-typisch recht einfach und robust gehalten. Vermutlich waren die Vorkriegsmodelle aber ähnlich einfach, wenn man bedenkt, dass sie 1938/39 gebaut wurden und Ressourcen jedweder Art vermutlich nicht mehr primär in den Kamerabau gingen.
Auf den Wunschzettel kam sie, weil sie nicht nur 6×6, sondern auch 6×9 kann und via eBay auch in guter Qualität günstig zu haben war. Gestern habe ich sie dann endlich mal mit einem Fuji Acros 100 bestückt und ausgeführt.
Was soll ich sagen… Man muss dran denken, zu fokussieren. Das war mir beim Aufklappsucher irgendwie bei den ersten Bildern entgangen, weil man ja nicht sieht, dass das Bild unscharf ist. Ups…
Abgesehen davon funktioniert sie gut und wie anno dunnemals: Film rein (nachdem mal die Schablone für 6×6 rausgenommen hat), den 6×9 Gucklochdeckel für die Filmnummern hoch, Film vorspulen, bis die 1 im Fenster zu sehen ist, Belichtung mit externem Belichtungsmesser ermitteln, Zeit und Blende einstellen, Entfernung schätzen und einstellen. Klack. Weiterspulen zu Nr. 2.
Am Ende kommt dann sowas bei raus: Rheinauhafen. Und das nach rund 60 Jahren, die das gute Stück mittlerweile auf dem Buckel hat… Ich probier das mal mit meinem aktuellen iPhone, wenn ich in Rente bin 😉 Die Kamera ist damit auf jeden Fall praxistauglich. I like!
Man sollte daran denken, keine zu empfindlichen Filme zu verwenden, weil die kürzeste Belichtungszeit nur 1/100 beträgt (während das Vorkriegs-Original deutlich schneller war: die Angaben dafür schwanken zwischen Camerapedia mit 1/300 und kameramuseum.de mit 1/200). Sprich ein ISO 100 oder 125 reicht bei gutem Licht aus, ein 400er mag dann schon zu schnell sein. Gleiches gilt übrigens besonders bei Boxkameras, die ja nur eine Blenden-Zeit-Kombination haben (alle? nur meine?) und die in Anbetracht ihrer Baujahre auch für langsame Filme ausgelegt sind, die dann ISO 100 eher nicht überschreiten.
Einige technische Details:
- Name: Zeiss Ikon VEB, Ercona
- Hersteller: VEB Zeiss Ikon
- Baujahr: irgendwann zwischen 1949 und 1956
- Objektiv: 1:4,5 / f=110 mm / Novar Anastigmat (und nicht “Novonar” wie bei anderen – ist aber wohl baugleich)
- Blenden: 4,5 / 5,6 / 8 / 11 / 16 (manche Modell haben wohl auch eine 22)
- Entfernungseinstellungen: 1,5 / 1,7 / 2 / 2,5 / 3 / 4 / 5 / 8 / 15 / oo (auch hier scheint es Unterschiede zu geben, das Internet kennt auch welche mit 1,2 Metern Naheinstellgrenze)
- Verschluss: „Junior“ Gebr. Werner, Tharandt (Logo „GW“ im Kreis)
- Verschlusszeiten: 25 / 50 / 100 / B
(frei nach Emtus Kamera Nachschlagewerk)
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